Atemübungen: Die Wechselatmung – Nadi Shodhana I

Mit dem Begriff Nadi Shodhana, einfache Wechselatmung, wird in der Yogawissenschaft die Nervenreinigung beschrieben. Wesentlich ist dabei das Prana, die Lebensenergie. Sie fließt durch Nadis, Energiebahnen, in alle Teile unseres Organismus. 72.000 Nadis sind es, die eine gleichmäßige Verteilung des Prana ermöglichen. Entsprechend der Lehre des Yogas bewirkt ein freier Fluß des Prana Gesundheit und Wohlbefinden.

Das wirft die Frage auf, ob wir mit Hilfe von Yoga den Fluss des Prana verbessern können. Hierzu bieten sich vor allem die drei wichtigsten Nadis Ida, Pingala und Sushumna an. Und in der Tat lässt sich zum Beispiel Ida dadurch beeinflussen, dass wir gezielt durch das linke Nasenloch atmen. Dass sich die Atmung durch das linke Nasenloch beruhigend auswirkt, hat mit der Verbindung von Ida zum parasympathischen Nervensystem zu tun.

Ändert man hingegen die Atmung und atmet man durch das rechte Nasenloch, wird Pingala aktiviert. Dieses Nadi wirkt auf das sympathische Nervensystem und die den Körper aktivierende Wirkung ist eine Folge dieser Atemtechnik.Die dritte wichtige Energiebahn, Shushumna Nadi, verläuft entlang der Wirbelsäule und steht mit dem zentralen Nervensystem in Verbindung.

Beschreibung der Atemübung

Die Ausführung der Übung sollte sich möglichst angenehm anfühlen und ohne Anstrengung erfolgen! Achte darauf, dass der Raum, in dem Du praktizierst, frisch gelüftet ist.

  • Sitze aufrecht und bequem. Falls Du Dich auf einen Sessel setzen möchtest, achte darauf, dass die Füße auf dem Boden stehen und die Unterschenkel senkrecht zum Boden sind. Der Rücken soll lang gestreckt sein, entspannt und nicht angelehnt sein.
  • Lege die Hände auf die Oberschenkel.
  • Achte darauf, dass der Rücken lang und entspannt ist.
  • Schließe die Augen und richte die Wahrnehmung auf den Körper. Entspanne Deinen Körper.
  • Richte Dein Bewusstsein dann auf die Atmung.
  • Atme ruhig und natürlich. Spüren wie die Luft durch beide Nasenlöcher hineinfließt und dann wieder ausströmt.
  • Lege nach ein paar achtsamen Atemzügen den Zeigfinger und Mittelfinger der rechten Hand angewinkelt an die Handfläche. Lasse den Daumen, den Ring- und den kleinen Finger aber ausgestreckt (Mudra).

 Mudra

  • Die linke Hand liegt entspannt auf dem linken Oberschenkel. Daumen und Zeigfinger berühren sich.
  • Atme tief aus.
  • Verschließe mit dem Daumen das rechte Nasenloch.
  • Atme durch das linke Nasenloch ein.
  • Öffne das rechte Nasenloch.
  • Verschließe mit dem Ringfinger das linke Nasenloch.
  • Atme entspannt durch das rechte Nasenloch wieder aus.

Wiederhole diese Vorgehensweise insgesamt neunmal.

  • Lege danach die Hände auf das Knie und spüre der Weite, dem Raum und der Ruhe in Deiner Atmung nach.
  • Nehme die Mudra nach einigen wenigen Atemzügen wieder mit der rechten Hand ein.
  • Atme tief aus.
  • Verschließe das linke Nasenloch mit dem Ringfinger.
  • Atme durch das rechte Nasenloch ein.
  • Öffne das linke Nasenloch öffnen und verschließe mit dem Daumen das rechte Nasenkoch.
  • Atme durch das linke Nasenloch tief und entspannt aus.

Auch diese Vorgehensweise neunmal wiederholen.

  • Lege dann die beiden Hände zur Entspannung auf die Oberschenkel. Nehme die Atmung wahr und spüre der harmonisierenden Wirkung der Atemübung nach.
  • Verweile anschließend mit geschlossenen Augen in der Stille.
  • Höre immer wieder auf die Botschaft Deines Körpers. Nachdem Du Nadi Shodhana I regelmäßig praktiziert hast und Du Dich mit der Atemübung vertraut bist, kannst Du die nächste Stufe, Nadi Shodhana II, praktizieren. Dazu werde ich in Kürze einen weiteren Beitrag veröffentlichen.

Wirkung:
Durch das Praktizieren der Wechselatmung ist es möglich, die Atmung zu vertiefen. In der Folge wird so eine ausgleichende, aber auch beruhigende und ebenso stärkende Wirkung auf das Nervensystem und den Kreislauf ausgeübt. Diese Effekte werden gleichermaßen für die Tätigkeit des Herzens erzielt.

Viel Spaß. Om Shanti.